Reichspogromnacht

Zum Gedenken an die Reichspogromnacht am 9. November

Durch die Corona-Pandemie ist es nicht möglich, in der Öffentlichkeit der Reichspogromnacht zu gedenken. Die digitale Alternative kann dieses öffentliche Gedenken nicht ersetzen, trotzdem möchten wir mit einem Auszug aus der geplanten Rede an der Gedenkstele an die Opfer erinnern:

Der 9. November 1938 begann als ein ganz normaler, grauer Novembertag. Er endete aber mit einem Verbrechen, das Juristen später als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ definierten. Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 gehört zu den schlimmsten und beschämendsten Momenten der deutschen Geschichte und war ein solcher Schlag ins Gesicht von Humanität, Zivilisation und Anstand, dass wir uns an dieses Datum immer wieder erinnern müssen.

Jüdische Menschen wurden gejagt, gequält und ermordet, mehr als 1400 Synagogen und 7000 jüdische Geschäfte in Deutschland wurden durch die SS und die SA zerstört. Der 9. November 1938 steht für den Beginn der systematischen Verfolgung von Juden und anderen Minderheiten durch Hitlers Terror-Regime.

Die Hoffnungen, dass eben jener nur ein kurzzeitiges Problem sei, waren ab dieser sogenannten „Reichspogromnacht“ zerschlagen und der Irrsinn des Nationalsozialismus steuerte auf seinen Höhepunkt zu, den Holocaust, die systematische und menschenverachtende Ermordung von über sechs Millionen Menschen in und aus ganz Europa.

Dem wollen wir heute gedenken.

Die Erinnerung an diesen Tag wachzuhalten ist heute notwendiger denn je, gerade angesichts aktueller antisemitischer Bedrohungen und Vorurteile. Keine Gemeinschaft, keine Gesellschaft, auch kein Staat kann ohne Gedächtnis und ohne Erinnerung leben. Besonders jetzt, da die Generation, die das sogenannte Dritte Reich und den Zweiten Weltkrieg nicht mehr erlebt hat, in die Verantwortung gerückt ist. Erinnerung und Gedächtnis müssen weiter gegeben werden. Um der Opfer willen, aber auch um unser selbst und unserer Kinder willen.

Wir appellieren an alle Menschen in Deutschland, beim Abbau von Vorurteilen gegenüber Minderheiten mitzuhelfen, das Abdriften von jungen Menschen in den rechten Sumpf zu verhindern und zur Ächtung von Gewalt in unserer Gesellschaft beizutragen.

Dieser Appell kann auch heute, nach 82 Jahren, nicht oft genug wiederholt werden.