Fukushima Mahnwache

Kahler halten Mahnwache wegen Fukushima

KAHL. Atomkraft – nein danke. So lautet ein oft zitierter Slogan. In Deutschland sind noch acht Atomkraftwerke am Netz angeschlossen. Bis Ende 2022 sollen aber auch die endgültig abgeschaltet werden. In Kahl haben am Samstag Bürgerinnen und Bürger eine Mahnwache gehalten. Grund dafür ist der Reaktorunfall von Fukushima. Link zum mainTV-Beitrag

 

Rede zur Fukushima Mahnwache am 11.03.2017


Mittlerweile sind 6 Jahre vergangen seit „Fukushima“.
Ein Wort, welches Sinnbild für eine Katastrophe wurde, eine Katastrophe die vielen Menschen bewusst gemacht hat, dass Atomkraft niemals hundertprozentig sicher sein kann. Auch wenn uns die Betreiberfirmen gerne genau das weismachen wollen….
Heute haben wir uns hier versammelt um zu erinnern. Um zu erinnern an alle Menschen und alle Lebewesen, die am 11 März 2011 ihr Leben verloren haben während oder in der Folge der 3fach Katastrophe.


Wir sind heute hier um zu mahnen: Zu mahnen, damit so etwas nie wieder geschieht.
Naturkatastrophen lassen sich nicht verhindern.
Aber Atomkatastrophen ließen sich verhindern, wenn diejenigen, die Einfluss darauf haben endlich bereit wären auszusteigen aus diesem unberechenbaren Geschäft.
Nach wie vor halten die großen Energieriesen an der Atomkraft fest und das überall auf der Welt. Sie haben die schrecklichen Bilder und Schicksale aus den Katastrophengebieten schnell vergessen, verdrängt oder schlichtweg abgetan.
Auch die Politik in Deutschland spricht nicht gerne über das Thema. 2022 soll das letzte Atomkraftwerk in Deutschland vom Netz gehen und es wird hoffentlich keinen Ausstieg vom Ausstieg mehr geben. Denn jeder Tag mit den Kraftwerken birgt neue Risiken für Mensch und Umwelt.
Ganz aktuell ist ein Deal zustande gekommen, dass der Bund für einen zweistelligen Milliarden-Betrag den Atommüll der vier großen Energiekonzerne an sich nimmt – ohne, bekanntermaßen, eine Endlagerstätte zu haben.
An dieser Stelle möchte ich wieder auf Fukushima zu sprechen kommen. Vielen von uns werden die Bilder aus den Nachrichten und den Sondersendungen noch sehr präsent sein, doch ich möchte noch einmal auf die Chronik der ersten Tage eingehen:
Am 11 März 2011 verursachte ein durch ein Erdbeben ausgelöster Tsunami den Ausfall der Kühlungsanlage des Atomkraftwerkes Fukushima. Auch die Notstromaggregate versagten und was folgte war – fortschreitend und unvermeidlich – die Kernschmelze in drei Reaktorblöcken.
Am nächsten Tag neue Hiobsbotschaften: Eine Wasserstoffexplosion im Block 1. Die Aufnahmen in Dauerschleife auf allen Kanälen.
Die Strahlung entweicht und eine Evakuierungszone wird eingerichtet, die zunächst 20km beträgt. Uns allen ist bewusst, dass Strahlung nicht an von Menschen gezogenen Grenzen Halt macht.
Schon Tschernobyl hat uns gelehrt, wie sich die Geschehnisse, die so weit weg erscheinen, auf unser tägliches Leben auswirken…..
Auch 6 Jahre später gibt es noch abgeriegelte Bereiche, doch der Mensch versucht Gebiete wieder zurückzugewinnen, die mittlerweile die Natur für sich reklamiert hat.
So leben unzählige Wildschweine in den verlassenen Städten und Ortschaften in den Evakuierungszonen. Jäger versuchen der Lage Herr zu werden, um wieder einen Lebensraum für die Menschen herzustellen, die damals ihre Heimat verlassen mussten. Es ist übrigens der Wunsch der Regierung, dass die Menschen zurückkehren, da der Betreiber Tepco dadurch hohe Entschädigungen für die Betroffenen vermeidet (tagesschau).
Dass diese Katastrophe noch lange nicht ausgestanden ist zeigen auch die erschreckenden Nachrichten vom Februar 2017: Die neuesten Messungen haben an einigen Stellen eine Strahlung von 530 Sievert pro Stunde ergeben. Zum Vergleich: Der bislang höchste Wert wurde 2012 gemessen und betrug damals 73 Sievert pro Stunde!
Mittels eines Kameraroboters will der Betreiber auch geschmolzenen Brennstoff gefunden haben – Ein wichtiger Schritt zum Rückbau.
Aber: Ein Rückbau wird mindestens 30 – 40 Jahre lang dauern.
Eine erschreckend lange Zeit und erschreckend wenig wissen die ArbeiterInnen, die BewohnerInnen und der Betreiber über die weiteren Folgen und erforderlichen Maßnahmen. Bei solchen Katastrophen gibt es keine Blaupausen, keinen Handlungsplan und dementsprechend sind schon viele Maßnahmen und Versuche gescheitert die Lage unter Kontrolle zu bringen.
Fukushima geht uns alle an! Fukushima lässt sich nicht totschweigen, nicht verdrängen und es wäre ein Hohn dies tun zu wollen. „Gras über die Sache wachsen lassen“?
Sicher nicht – Wir sind es den Menschen schuldig, die auch 6 Jahre später noch mit großem Leid und großer Unsicherheit konfrontiert sind. Wir sind es ihnen schuldig zusammen zu stehen und deutlich zu sagen: Atomkraft – Nein Danke!
Wieso sollten wir uns unberechenbaren Gefahren freiwillig aussetzen wollen, wenn es doch so viele Möglichkeiten der alternativen Energiegewinnung gibt?
Jeder einzelne Mensch kann dazu beitragen, dass er insgesamt weniger Energie verbraucht, aber auch ein Zeichen, wie hier heute Abend, sagt doch:
Nicht mit uns! Weg mit den Atomkraftwerken in Deutschland, in Europa und in der ganzen Welt.
Wir mahnen: Vergesst niemals die Schicksale der Menschen in Fukushima, in Tschernobyl und überall wo durch Atomkraft großes Leid angerichtet wurde.
Ich bitte Euch und Sie alle für einen Moment innezuhalten im Gedenken an die Hunderttausende Menschen, die während der Katastrophe ihr Leben verloren haben, erkrankt sind oder an den Folgen verstorben sind und an jene, die auch nach 6 Jahren einer ungewissen Zukunft entgegen sehen.
Wir werden sie nicht vergessen.
Vielen Dank.


Sophia Hein

Gemeinderätin

Bündnis 90 / DIE GRÜNEN Kahl am Main