Toni Hofreiter in Kahl

Im August 2019 fegte Sturmtief Bernd über Kahl am Main. Nun nutzte der Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90 / DIE GRÜNEN im Bundestag, Toni Hofreiter, einen Zwischenstopp in Kahl um sich vor Ort über die Waldschäden zu informieren. Die Organisation und Schilderung der Situation übernahmen Kreissprecher Volker Goll, Gemeinderat Hans-Dieter Manger, sowie die beiden Mitglieder des Vorstandes des Kahler Ortsverbandes, Stephan Pösse und René Hug (alle Bündnis 90/DIE GRÜNEN).

Begrüßt wurde der Bundestagsabgeordnete ebenso wie die ca. 60 Gäste von dem Vorstandsmitglied der Kahler GRÜNEN René Hug. Treffpunkt war das Gewerbegebiet Lange Hecke. Hug ging in seiner Einführungsrede zunächst auf den 18. August 2019 ein – sein Sohn wurde zwei Jahre alt und es war ein sonniger Tag in Kahl am Main. Gefeiert wurde der Kindergeburtstag im Garten – Sturmböen waren lediglich für höher gelegene Regionen gemeldet. „Doch wir können diesen Vorhersagen nicht mehr glauben, durch die Klimakrise sind Wettervorhersagen nicht mehr so präzise zu machen, denn das Wetter ändert sich sehr schnell und heftig“, so Hug. Innerhalb von Sekunden war die Fallböe da und vernichtete in weniger als 10 Minuten mehrere hundert Hektar Wald in Karlstein, Kahl und Alzenau. Hagel schädigte neben Gebäuden, Autos und Menschen auch die Kronen bzw. Stämme der nicht durch den Sturm zerlegten Bäume. Das Absterben dieser Bäume (meist Kiefern) hält an, da diese durch die sehr trockenen Sommermonate 2018 und 2019 schon stark beansprucht waren und noch immer sind.

Wiederaufforstung statt Erweiterung des Gewerbegebiets

Danach ging René Hug sehr deutlich auf das zerstörte Gebiet an der Langen Hecke ein. Auf Antrag der CSU-Fraktion und mit Stimmen der SPD hat der Kahler Gemeinderat 30.000 Euro für die Schaffung eines weiteren Gewerbegebietes „Lange Hecke 2“ in den Haushalt 2020 eingestellt.
Einzig die GRÜNEN haben gegen diesen Antrag gestimmt und sich für die Erhaltung bzw. Wiederaufforstung des Waldes an dieser Stelle ausgesprochen. Hier ein Gewerbegebiet zu realisieren, wo es in der Lange Hecke und auch an anderen Gewerbestandorten innerhalb der Gemeinde erhebliche Leerstände gibt, entbehrt jeglicher ökonomischer Relevanz. Bauwillige Unternehmen gibt es nicht! Statt in Zeiten der Klimakrise in dem Hotspot Kahl (25.07.2019 mit 40,4  Grad Celsius heißester Ort Bayerns) Wald als Wald zu belassen, sollen weitere Flächen unnötig versiegelt werden.

Auch Toni Hofreiter ging auf die Bedeutung des Waldes ein und machte deutlich: „Wir brauchen den Wald, auch wenn dieser nicht mehr so aussehen wird, wie in der Vergangenheit.“ Trinkwasserschutz, Verbesserung des sogenannten Kleinklimas, Sauerstoffproduzent und auch eine Erholungsfunktion – all das kann der Wald leisten. Ein Drittel des ca. 150 ha großen Gemeindewalds ist durch den Sturm vollständig zerstört.

Auf die Veränderung des Waldes ging auch Hans-Dieter Manger kurz ein. Totholz erhöht die Artenvielfalt. Wurzelstöcke und Kronen werden daher im Wald belassen. Jetzt soll eine natürliche Verjüngung bzw. Ansiedlung von Bäumen stattfinden. Als zu pflanzende Bäume können sich Hofreiter und Manger einige Lindenarten, die Roteiche oder Hainbuche vorstellen. „Das hängt aber viel vom Standort ab. Wir werden auch exotische Gehölze, die jetzt in Südeuropa zuhause sind, hier haben“, so Hofreiter. Er ging auch auf die Probleme beim Aufforsten durch das Rehwild ein, neben einer Einzäunung könnten auch jagdrechtliche Schritte erwogen werden.

„Ökologisch wertvoll“

Abschließend umschrieb Manger noch einmal kurz die Fläche der Vernichtung von ca. 50 ha. Manger: „Es wird immer gesagt, der Wald hier an der Langen Hecke sei ‘Anflugwald‘ und damit nicht wertvoll, es hätten auch schon vor dem Sturm Bäume darin gelegen. Das mag alles richtig sein. Aus forstwirtschaftlicher Sicht ist das natürlich kein „guter“ Wald gewesen, aber der ökolgische Wert ist sehr hoch.“ Das erkannte bereits die Untere Naturschutzbehörde und stoppte das ehemals geplante Gewerbegebiet. Fledermäuse und vieles mehr waren in dem Wald beheimatet. Umgestürzte Bäume waren dafür geradezu ideal.

Einem Vorschlag aus der Teilnehmerrunde dort einen Parkplatz für LKWs zu machen erteilten die GRÜNEN eine klare Absage. Ihre Vorstellung von Mobilität im 21. Jahrhundert ist nicht noch mehr Versiegelung für den motorisierten (Schwerlast-)Verkehr, sondern gerade für LKW-Frachten eine Verlagerung auf die Schiene. Dies ist auch im ökologischen Sinne der CO2-Reduzierung, des Flächenverbrauchs und der Verkehrssicherheit sinnvoll.

René Hug und Hans-Dieter Manger