8. Vorfahrt für Fußgänger und Radfahrer – Verkehrskonzepte

Noch immer ist der Verkehr durch das Privatauto dominiert – auch in Kahl. Selbst kürzeste Wege werden teilweise damit zurückgelegt. Die Gründe hierfür sind vielschichtig und nicht immer leicht änderbar.
Aber natürlich wäre es gut, auch hier in Kahl weniger mit dem Auto zu fahren und Abgase und Lärm einzusparen. Denn wie die bundesweiten Zahlen deutlich machen, besteht ein  Nachholbedarf bei der CO2-Reduzierung insbesondere beim Verkehr, bei dem es bisher keine nennenswerte Verringerung gab. Der Verkehr emittiert die drittgrößte Menge an CO2-Äquivalenten. Außerdem verursachte der Verkehr im Jahre 2017, 38,3 % der Emissionen von Stickstoffoxiden in die Luft. Und den Löwenanteil daran trägt der Individualverkehr auf der Straße.
Gerade aus Klimaschutzgründen brauchen wir also ein verändertes Mobilitätsverhalten. Weg vom motorisierten Individualverkehr (MIV), hin zu klimafreundlicheren Alternativen. Denn einzig eine Änderung des Antriebes ist letztlich nicht die Lösung. Dies gilt sowohl für Elektro- als auch für Wasserstoffantriebe. Staus und Unfälle bleiben dann ebenso bestehen, wie Parkplatzprobleme und der großflächige Ausbau der Straßeninfrastruktur.
Eine Verringerung des Verkehrs würde aber nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz und für eine saubere Umwelt leisten, die Bürger*innen gewännen öffentlichen Raum zurück und mehr Lebensqualität. Gleichzeitig würde Mobilität für alle Verkehrsteilnehmer*innen entspannter und sicherer.
Damit der Umstieg auf klimafreundliche Verkehrsmittel gelingen kann, müssen attraktive Alternativen geschaffen und ausgebaut werden. Als übergreifende Maßnahme soll für Kahl ein fachlich fundiertes und zukunftsweisendes Verkehrskonzept entwickelt werden. Natürlich maßen wir uns nicht an, dieses Verkehrskonzept selbst zu erstellen. Vielmehr sollten die Vorstellungen an eine/n Verkehrsplaner/in herangetragen werden und in einem Prozess, ähnlich dem der Ortsentwicklung II (OE II), mit den Bürger*innen „im Boot“, umgesetzt werden. Wir GRÜNE werden diesen Prozess vorantreiben.
Im Rahmen der OE II wurde vom Planungsbüro arc grün bereits festgestellt, dass Kahl gute Voraussetzungen für die Mobilitätswende mitbringt:
 „Die Lage an dem Nahverkehrsknoten der DB und Kahlgrundbahn sowie die ebene Topographie begünstigen die Voraussetzungen für einen Einstieg in die Mobilitätswende. ÖPNV-anbindungen sowie Entwicklung von Fuß- und Radwegenetzen finden hier bessere Voraussetzungen als in anderen vergleichbaren Kommunen. Das gemeindliche Radwegenetz ist nur teilweise ausgebaut und beschildert, somit entstehen Lücken.“  

Gerade diese Erkenntnis zeigt, dass wir hier tätig werden müssen.
Mit Initiativen wie zu Fuß, mit Roller oder Rad in die Schule, machen uns die Jüngsten Verkehrsteilnehmer*innen schon was vor. Wir freuen uns über Eltern, die dies weiter unterstützen und sich auch selbst so in Kahl fortbewegen. Die Eltern-Schülerlotsendienste sichern hier die Wege, dafür gebührt ihnen Dank und Anerkennung. Das Radwegenetz in Kahl kann und muss weiter verbessert, ausgebaut und ergänzt werden, denn der Anteil des Radverkehrs in Bayern soll bis zum Jahre 2025 auf 20% aller Wege angehoben werden. Damit dies in Kahl gelingt, dafür werden Bündnis 90 / DIE GRÜNEN Kahl einen entsprechenden Antrag im Gemeinderat einbringen.
Neben dem Fuß- und Radverkehr, der konzeptionell auszubauen ist, ist für uns GRÜNE schon seit Jahrzehnten der Kahler Bahnhof ein wichtiger Verkehrsknoten des ÖPNV. Neben der Aufwertung des Umfeldes z.B. durch neue Fahrradschließanlagen,  setzen wir uns weiterhin mit ganzer Kraft für den barrierefreien Ausbau des Bahnhofes ein.  Ein Ausbau des ÖPNV-Angebots und ergänzende Mobilitätsangebote wie Leihräder und Carsharing sollen den Kahler Bürger*innen den Umstieg auf Alternativen jenseits des Autos erleichtern.

Lesen Sie hier unsere Ideen und Initiativen.

Bilder: Fahrradständer

 

Wie sieht er aus, der ÖPNV der Zukunft in Kahl am Main?
Kahl profitiert von der Lage an dem Schienenverkehr sowie der Nähe zum Mittelzentrum  Alzenau und der Metropolregion Rhein-Main. Eine Erhöhung der Taktung für Bus und Bahn, würde die Bereitschaft mit den Öffentlichen zu fahren, steigern. Die Lage der Bushaltestellen wurde vor Jahrzehnten festgelegt und sollte dringend überprüft werden. Zum einen sind die neuen Wohnanlagen für Senioren einzubinden und das veränderte Einkaufsverhalten, bzw. das geänderte Einzelhandelsangebot ist zu berücksichtigen. Haltestellen an den richtigen Orten erhöhen die Akzeptanz einer Buslinie erheblich! Eine zukünftige Erweiterung des Netzes sollte Pendlern eine bessere Erreichbarkeit ihres Arbeitsortes ermöglichen. Hierbei müssen mit den Betreibern die Erweiterungsmöglichkeiten eruiert werden. Zudem sollte eine Befragung der Bürger*innen stattfinden. Ein örtliches Nahverkehrssystem durch Bürgerbusse, Ruftaxis, AST oder ähnlichem würde eine weitere Möglichkeit bieten, sein eigenes Auto stehen zu lassen um zu dem Verkehrsknotenpunkt Bahnhof zu gelangen.

Bahnhof / ÖPNV
Bahnhof Kahl am Main im Drehkreuz des öffentlichen privaten Nahverkehr (ÖPNV)

  • Wir wollen die Entwicklung des Bahnhofsumfelds (Busbahnhof, Pendlerparkplatz, Fahrradabstellplätze) vorantreiben und gemeinsam mit der Deutschen Bahn den Ausbau des Kahler Bahnhofs zum barrierefreien Bahnhof gestalten.
  •  Am Bahnhof soll der motorisierte Individualverkehr (MIV) auf einer Seite gebündelt werden (P+R, Zufahrtsstraße uvm.), sodass auf der anderen Seite die Nutzer*innen des ÖPNV sowie die Fahrradfahrer*innen mehr Möglichkeit haben, sich sicher fortzubewegen. Voraussetzung hierfür ist ein barrierefreier Ausbau und damit ein „durchradeln“ des Bahnhofbereiches
  • Die Abstellmöglichkeiten für Fahrräder, auch abschließbar, sollen erneuert und erweitert werden. Entsprechende Anträge wurden von uns bereits gestellt und im Gemeinderat angenommen. Die Umsetzung durch die Gemeindeverwaltung ist weiterhin offen, Fördermöglichkeiten von bis zu 95% sind möglich.
  • Lade- sowie Ausleihstationen für Räder werden eingerichtet. Überdachungen sowie Beleuchtungen würden einen sicheren Aufenthalt ermöglichen.
  • Pendlerparkplatz bzw. P&R / B&R sollen ausgebaut werden. Parkplätze auf der KVG-Seite herrichten und erweitern.
  • Backshop/Postfiliale und Fahrkartenverkauf sollen erhalten bleiben.
  • Am Bahnhof wird ein Wartebereich für Mitfahrer geschaffen. („Blaue Bank“, siehe http://mitfahrerbank.com/)
  • Neue und mehr Fahrkartenautomaten sowie ein barrierefreies Konzept im gesamten Bahnhofsgelände sollen eine uneingeschränkte Nutzung ermöglichen.
  • Verhandlungen zwischen Landkreis, VAB und RMV sollen aufgenommen bzw. vorangetrieben werden, mit dem Ziel die Gültigkeit von RMV Semester-, Schüler- und Jobtickets mindestens bis Kahl anzuerkennen. Hier erhoffen wir uns mit einem neuen Landrat Bewegung in den festgefahrenen Verhandlungen. Auch unsere Kreistagskandidat*innen werden sich dafür stark machen.
    Wenn nötig, soll sich die Gemeinde Kahl mit einem Kostenbeitrag (für ihre Bürger*innen) beteiligen (analog zum Citybus Alzenau). Denkbar ist auch, dass die Kommunen der Tarifregion 9200 Kahl, Alzenau, Mömbris, Kleinostheim gemeinsam mit dem RMV eine Lösung suchen.
  • Eine höhere Taktung von Bus und Bahn soll geprüft werden.
  • Ergänzung des ÖPNV-Angebots durch Ruftaxi (Hanau / Aschaffenburg), Carsharing und Bikesharing (wird im Verkehrskonzept geprüft)

 

Bilder: Mitfahrerbank und Ladestation Bushaltestelle

 

Carsharing / Mitfahrgelegenheiten

Die Möglichkeiten für die Einführung eines Carsharing-Angebots in Kahl, bevorzugt mit E-Autos, sollen geprüft werden.Wir wollen Carsharing als Teil eines kommunalen Mobilitätskonzepts vorantreiben.Denkbar ist dies privat initiiert, durch Gemeindewerke oder über kommerzielle Anbieter. Bevorzugt Car-Sharing Point z.B. am Bahnhof und / oder am Wasserturm (auch attraktiv für unser Tourismusangebot, alternativer Standort am Campingplatz) Ergänzend sollte das Angebot von Leih-E-Bikes und Leih-Lastenfahrräder geprüft werden, Mitfahrgelegenheiten für Pendler und Einkäufer*innen nach Aschaffenburg oder Hanau können über die Internetseite der Gemeinde koordiniert und gebucht werden. Dafür könnten in den Wohngebieten „blaue Bänke“ als Treffpunkt für Fahrer*innen und Mitfahrer*innen aufgestellt werden.

 

Bild: Galgenrain

Bild: Fußweg am kleinen Mauseloch

Bild: Ende Radweg von Großkrotzenburg kommend

 

Radverkehr und Fußwegenetz

Beim Radverkehr ist zwischen dem Freizeitverkehr (Fahrradtourismus, Radsport, Freizeitradler) und dem Alltagsverkehr (zum Arbeitsplatz, zum Einkaufen, zu Sport und Freizeit) zu unterscheiden. Eine Anbindung an den geplanten Radschnellweg Aschaffenburg – Hanau / Frankfurt ist herzustellen. Vor allem wenn alltägliche Fahrten vermehrt mit den Rad statt mit dem Auto gemacht werden, entlasten wir die Umwelt und den Verkehrsraum und verringern die Parkplatzprobleme. Hier sollte also die Priorität liegen. Gut ausgebaute Radwege beziehungsweise sichere Radspuren im Gemischtverkehr sind für beide Gruppen wichtig. Für den Freizeitverkehr ist vor allem auch eine gute Beschilderung und eine gute Anbindung von interörtlichen Radwegen zu Regional- und Fernradwegen zu beachten. Für den alltäglichen Radverkehr müssen wichtige Ziele wie der Bahnhof, die Wohngebiete, der Einzelhandel sowie die Sport- und Freizeitanlagen gut mit fahrradtauglichen Wegen vernetzt werden Die dringendsten Maßnahmen sind:

  • Das Rad- und Fußwegekonzept aus dem Ortsentwicklungsplan umsetzen
  • Gesicherte und überdachte Fahrradständer an der Festhalle, dem Friedhof, an den Bushaltestellen
  • Befahren der Einbahnstraße in Gegenrichtung für Radfahrer ermöglichen (Franzosenäcker, Burgweg, Friedhofstraße)
  • Vorhandene Rad- und Fußwege erfassen, Lücken und Problemstellen identifizieren und schließen bzw. erweitern.

  • Sichere Fuß- und Radverkehrsanbindung, auch mit sicheren Überwegen vor allem zu Einrichtungen für Senioren, Kinder und Jugendliche.
  • Ladeinfrastruktur für E-Fahrräder an allen Orten, an denen sich Bürger*innen länger aufhalten: Bahnhof, Seenbäder, Friedhof, Bushaltestellen, Kirchen, Bibliothek, Markt, Festhalle, Sportstätten, Einzelhandel, … .

 

Bild: Radweg

 

Verkehrsberuhigung

  • Errichtung einer Tempo 30 – Zone in der Hanauer Straße zwischen Sandhase und Anglerheim und den Lückenschluss Königsberger Straße bis Berliner Straße (Campingplatz)
  • Einheitliches Verkehrskonzept in der Hauptstraße und Verkehrsberuhigung auf die Torgasse (bis Bäckerei Pfarr) ausdehnen

 Simone Herzog, Mathias Krebs und Hans-Dieter Manger