7. Volle Energie fürs Klima – volle Energie für Kahl

Situation:

In der Gemeinde Kahl ist der Grundversorger für elektrische Energie die „Gemeindewerke Kahl Versorgungsgesellschaft mbH“ (GW). Daraus ergeben sich für die Gemeinde gute Möglichkeiten, auf die Stromversorgung Einfluss zu nehmen. Die GW produzieren derzeit nur zu einem geringen Anteil Solarstrom selbst. Darüberhinaus sind sie über den Verbund „City-Use GmbH & Co. KG“ (mit einem leider sehr kleinen Anteil) an einem Offshore Windpark und zwei Solarflächen beteiligt. Nach unseren Vorstellungen sollen die Beteiligungen und damit die eigene Stromgewinnung deutlich erhöht werden. Der überwiegende Teil des Stromes wird aus Wasserkraft zugekauft.

Auszug aus dem Energiecoachingbericht für die Gemeinde Kahl aus 2016:

„Kahl benötigt für die Energieverbrauchssektoren Wärme (in Wohngebäuden), Kraftstoffe und Strom insgesamt eine Energiemenge von rund 168330 MWh/a, davon etwa 95 % aus fossilen Energieträgern. Der regenerative Anteil an der Stromerzeugung macht etwa 4 % aus.“ 

Das dürfte sich zwischenzeitlich etwas gebessert haben.
Alles in allem waren es 2015 gerade einmal 5 % bzw. rund 8.040 MW/h aus regenerativen Energiequellen ( wie z.B. Holz, Pellets).
Nach dem Bericht wurden 2016 in Kahl 24,3 Mio € für den privaten, gewerblichen und kommunalen Energieverbrauch ausgegeben.
Nach den Maßnahmen, die in dem Bericht beschrieben werden, ergibt sich eine jährliche Energieersparnis von 54%. Dies entspricht einer Energiekosteneinsparung von
8,4 Mio. € p.a.

„Diese Gelder fließen nun nicht mehr in diejenigen Länder, die diese fossilen Ressourcen exportieren, sondern bleiben in der Region selbst.“ Die Wertschöpfung bleibt also in der Region ein nicht uninteressanter „Nebeneffekt“.

Wir GRÜNEN müssen feststellen, dass von Seiten der Gemeindeverwaltung keinerlei Ideen hinsichtlich der Unterstützung von energetischen Sanierungen beim Umbau oder aber auch Neubau stattfinden.
Kahl ist von seiner geografischen Lage her für Photovoltaik (Solarstrom) und Geothermie (Erdwärme) sehr gut geeignet, für die Nutzung von Windenergie jedoch nur eingeschränkt. Mit Stand 2018 wurden in Kahl ca. 30 Gebäude mit Erdwärme beheizt und 171 Photovoltaik-Anlagen produzierten regenerativen Strom.

Auf Initiative von uns GRÜNEN fördern die Gemeindewerke derzeit:

  • Wärmepumpen:
  • Erde-, Luft- und Eisspeicherwärmepumpen mit 300 €
  • Luft-Luft-Wärmepumpen mit 150 € sowie
  • Photovoltaik-Anlagen
  • bis 3,7 kWp mit 90 €
  • bis 10 kWp mit 150 € und
  • über 10 kWp mit 210 €.
  • Außerdem werden private Wallboxen für Elektrofahrzeuge mit 240 € bezuschusst.

Chancen für die nächsten Jahre:

Um in den jetzt noch verbleibenden 30 Jahren bis 2050 das Potenzial der Energieeinsparung zu heben, bedarf es hier erheblicher kommunaler Anstrengung. Aufklärung, Informationen, Innovationen sind der „kostenlose“ Anteil daran.

Gemeindewerke (GW):

  • Weiterer Ausbau der Photovoltaik auf den eigenen Gebäuden der Gemeinde und Gemeindewerke (Schulturnhalle/ Schwimmhalle, Fahrradständerüberdachung an der Kaldaha-Schule, Bibliothek, Gebäude rund um den Bauhof, gemeindeeigene Wohngebäude in der Weingartenstraße, Wohngebäude der Gemeindewerke in der Berliner Straße…). Als Erstes sollte dort ausgebaut werden, wo dies schnell und wirtschaftlich möglich ist. Gebäude, bei denen ein langes Genehmigungsverfahren zu erwarten ist (z.B. wegen Denkmalschutz auf dem Rathaus), sind nachrangig. Die Prioritäten sollten anhand des Solarpotentialkatasters auf http://www.solare-stadt.de/bayerischer-untermain/solarpotentialkataster ermittelt werden.
  • Bau eines großen elektrischen Energiespeichers (keine Lithium-Ionen-Akkus sondern z.B. Organic Flow Batterien) für Solarstrom sowohl aus den Photovoltaikanlagen der Gemeindewerke (GW) als auch von Kundenanlagen.
  • Damit verbunden könnten die Gemeindewerke ein Tarifmodell für Kunden, die eine PV-Anlage haben anbieten, indem die Kunden Speicherkapazität auf der Batterieanlage der GW für ihren Solarstrom nutzten können („virtueller Stromspeicher“). So könnten Preisvorteile für den Kunden entstehen und statt umweltbedenklicher Lithium-Ionen-Speicherakkus könnten Organic Flow Batterien als Speichermodul genutzt werden. Im benachbarten Alzenau gibt es ein Unternehmen, dass sich damit beschäftigt.
  • Prüfen, ob die „Blackout-Sicherheit“ verbessert werden muss. z.B. durch den Bau einer zusätzlichen Anschlussleitung in das hessische Großkrotzenburg.

Förderprogramm der Gemeindewerke:

Erweiterung der gemeindlichen Förderung für Solaranlagen und Elektromobilität um:

  • einen Zuschuss für Wärmedämmung an privaten Gebäuden
  • Zuschüsse für Energiesparmaßnahmen im Bereich Wärmeenergie
  • Bei der Förderung von Wärmepumpen ist es sinnvoll, einen Bonus zu zahlen, wenn Nachbarn eine gemeinsame Tiefbohrung für Erdwärme errichten lassen. So lassen sich mit weniger Tiefbohrungen mehr Häuser mit Erdwärme beheizen.
  • Private Holzhackschnitzelheizungsanlagen.
  • Private BHKWs.

Wir sind bereit dafür Gelder zu investieren die sich mittelfristig rechnen, denn die Kosten des Klimawandels sind weit mehr als Kosten für Energie!

Bild: Hausisolierung

Energieberatung:

Das Solarpotentialkataster auf der Seite http://www.solare-stadt.de/bayerischer-untermain/solarpotentialkataster zur Erstellung einer detaillierten Aufstellung für Gebäudeeigentümer nutzen, um aufzuzeigen, wie schnell sich ein Invest in eine PV-Anlage amortisiert. Die Energieberater (jeden ersten Montag im Rathaus Kahl) machen über das Modul „Eignungscheck Solar“ eine Berechnung bzw. Kosten- / Nutzenrechnung einer Photovoltaikanlage und beraten auch zu Themen wie E-Mobilitiät uvm.
Darüberhinaus werden auch Infos zu Themen wie „Modernisierungsbündnis bayerischer Untermain“ (hier geht es um Quartiere, die energetisch optimiert werden sollen) an die Kommunen gegeben. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) will gemeinsam mit Akteuren in Kommunen die energetische Gebäudemodernisierung fördern und den Gebäudebestand in Deutschland bis 2050 klimaneutral gestalten. Hier ist die Gemeinde Kahl am Main gefordert. Der Werra-Meißner-Kreis ist hier in der II-Projektphase und sicherlich ein gutes und anschauliches Beispiel.

Mieterstrom Energie

Bei diesem in 2017 reformierten Modell verdient der Vermieter nichts an der Photovoltaikanlage. Der daraus gewonnene Strom wird ohne in das Netz einzuspeisen direkt an die Mieter abgegeben. Ein solches Modell können wir GRÜNE uns in den gemeindeeigenen Häuser am Mittelweg / Weingartenstraße und in der Berliner Straße vorstellen. So können auch Mieter*innen, die sich keine eigene Photovoltaikanlage leisten können, von dem günstigen Solarstrom profitieren. Siehe dazu auch:
https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Sachgebiete/ElektrizitaetundGas/Verbraucher/Vertragsarten/Mieterstrom/Mieterstrom_node.html

Klimabeirat

Um in Kahl auch den erforderlichen Beitrag zum Klimaschutz zu erreichen, schlagen wir die Gründung eines Klimabeirates vor. Als Beispiel nennen wir hier den Klimabeirat Lappersdorf. Dessen Ziele, die in Kahl ähnlich sein können, lesen Sie hier nach:
https://www.lappersdorf.de/leben-in-lappersdorf/klimaschutz/klimabeirat/

Bebauungspläne:

  • Höhere Anforderungen an Energieeinsparung und Energiegewinnung als im Baurecht und EnEV1/EnEG2 verlangt vorgesehen.
  • Da einige bereits bestehende Baugebiete mit einem B-Plan „überplant“ werden, sollte in diesem Zusammenhang geprüft werden, inwieweit in den Baugebieten BHKWs3, Holzhackschnitzelanlagen oder auch Photovoltaikanlagen einer Nutzung von regenerativer Energie und damit klimaschonend gebaut werden können.

Ronja Repking, René Hug, Stephan Pösse, Hans-Dieter Manger